Mittwoch, 24. Februar 2010

Teste deine Farbwahrnehmung

X-Rite hat einen schönen und unterhaltsamen Online-Test zur Farbsicht. Ich hatte den früher schon einmal gemacht, aber Loyd Chambers hat mich wieder drauf gebracht. Viel Spass!


Ergebnis meines Farbtests

Freitag, 19. Februar 2010

Was macht ein gutes Portrait aus?



Ein großer Teil aller aufgenommenen Fotos sind in irgendeiner Weise Portraits, denn wir Menschen fotografieren uns am liebsten selbst. Und so wundert es auch nicht, dass wir die Darstellung unseres Selbst immer wieder in Frage stellen und verbessern möchten. Hierbei gibt es nach meiner Meinung zwei große Lager: zum einen die, die nach einer möglichst sympathischen Darstellung streben und dann jene, denen vor allem der Inhalt des Portraitfotos wichtig ist.



Was also macht ein gutes Portraitfoto aus? Wie bekomme ich es? Welche Technik brauche ich? Wie muss ich mit den Menschen umgehen?
Betrachten wir die Seite der Berufsfotografen, ist meist wichtig, wer für die Fotos bezahlt und welches Ergebnis er für sein Geld erwartet. Dass die meisten Menschen sich auf ihren Portraitfotos selbst nicht gefallen macht es den dienstleistenden Fotografen nicht gerade leichter! Ich habe zum Beispiel gelernt, dass das Bild zunächst einmal mir gefallen muss, auch wenn vor meiner Kamera der zahlende Kunde selbst sitzt! Denn der Kunde merkt, ob ich mich mit meiner Arbeit identifiziere und sie mit Enthusiasmus betreibe. Wenn ich ihn infizieren kann, habe ich bereits die halbe Miete im sprichwörtlichen Kasten. Denn wir dürfen nie vergessen, dass unsere Kunden bei der Auftragserteilung mit der noch nicht vorhandenen "Ware" Foto vor allem eins kaufen: ein Versprechen.




Hier noch drei interessante Links zum Thema Portraitfotos:

[EV +/-] Exposure Compensation: What makes a good portrait?
Eine wunderbare Annäherung an das Thema. Ab, in Eure Bookmarks!

The Zeltsman Approach to Traditional Classic Portraiture
Ein großartiger Exkurs über klassische Portraitfotografie, bei dem es sehr viel zu lernen gibt. Macht euch frei von euren Digitalknipsen und Vorurteilen über klassische Portraitstudios. Lest und transponiert die Informationen!

Conscientious: How to take portraits
Auszüge aus einem Buch über Portraitfotografie aus 1934!
[edit:] hier gibt es den zweiten Teil mit weiteren Beispielen.

Mittwoch, 3. Februar 2010

Bücher für Fotografen #2




Heute geht es um Dr. Martina Mettners "Wie man ein großartiger Fotograf wird". Das Buch möchte dem Leser ein "Wegweiser in eine Fotopraxis mit Zukunft" sein.
Schon durch Titel, Farbe und Format - es ist quadratisch - macht es neugierig auf den Inhalt. Bestellt hatte ich es, wohl als einer der ersten, auf fotofeinkost. Als es dann kurz vor Weihnachten kam, waren meine Erwartungen natürlich groß. Nach dem Anlesen war ich aber irgendwie ernüchtert, das Buch gab mir nicht den erwarteten Kick. Für mich sind Bücher eben so: entweder sie reißen mich sofort mit, und dann verschlinge ich sie, oder sie haben es schwer mit mir. Und weil mir das Buch auf diese besondere Weise begegnet ist, kommt meine Besprechung erst jetzt.


Von Büchern und Bildern

Beim ersten Durchblättern einer Drucksache fallen neben den Überschriften natürlich sofort die Bilder auf, denn das ist schließlich ihr Zweck. Und diese Bilder haben es wirklich nicht geschafft, mich in das Buch zu saugen. So gut wie alle der etwa 90 Fotos kommen aus Frau Mettners eigener Kamera. Es gibt nur vier Ausnahmen: ein Obama-Bild von Elliott Erwitt, das berühmte Bild des sterbenden Loyalisten von Robert Capa (das, wie seit kurzem wieder diskutiert wird, wohl doch von Capa gestellt wurde - Frau Mettners Meinung hierzu finde ich großartig), eins mit Kinderpopo (schön!) von Martin Gommel (der wohl ein Leser der fotofeinkost ist) und schließlich ein Bild aus einer Hochzeitsreportage von Andrej Davydchyk. Vielleicht sind meine Erwartungen zu hoch, oder aber ich habe einen ganz anderen visuellen Stil - oder besser noch verschiedene Stile erwartet, die das Thema des Buchs illustrieren und greifbar machen. Und natürlich ist Bildsprache immer auch Geschmackssache, über die sich trefflich streiten lässt. Jetzt könnte man argumentieren, dass gerade Frau Mettners eigene Bilder wie geschaffen dafür sind, ihre Gedanken zu illustrieren. Doch ein wenig beschleicht mich das Gefühl, dass Frau Mettner ihre Bilder auch einmal in einem Buch haben wollte, und so hat sie eben, eventuell, das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden.


Von Zielgruppen

Der Titel lässt zwar erahnen, dass das Buch vorwiegend für Leute gedacht ist, die gerade mit der professionellen Fotografie beginnen (Studien-/Berufsanfänger). Und es lockt bestimmt auch solche, die mit dem Gedanken spielen, Geld mit der Kamera zu verdienen - denn nach wie vor wird den Leuten ja suggeriert, sie seien bereits Fotograf, wenn Sie nur mit einer Kamera herumlaufen, Bilder knipsen und mal das eine oder andere Foto über Fotolia & Co. für einen Euro verkaufen. Hier ist Frau Mettner deutlich und präzise, sie zieht diesen Aspiranten gründlich die faulen Zähne. Doch auch Berufsfotografen fühlen sich durch das Buch angesprochen, denn diese gehören unzweifelhaft zur Zielgruppe ihrer Beratung für Fotografen und zu den Lesern ihrer fotofeinkost. Erwartet man also einen Ratgeber, um im täglichen Chaos der Anforderungen zwischen kreativer Selbstverwirklichung und dem knüppelhartem Markt für Fotografie besser zurecht zu kommen, wird man leider enttäuscht. Hier kann dieses Buch nicht helfen. Für den Profi sind Kapitel wie "Welche Richtungen das Fotohobby nehmen kann" oder "Worauf bei der Aufnahme und Bildbearbeitung (zusätzlich) geachtet werden sollte" leider nur so wertvoll wie ein Schluck Salzwasser auf dem offenen Meer.


Von Gestern, Heute und Morgen

Schnell meint der aufmerksame Leser eine gewisse Abneigung Frau Mettners gegen das Gestrige auszumachen: "Sich jetzt noch an den Ideen und fotografischen Idealen des vergangenen Jahrhunderts zu orientieren, wäre…besonders verhängnisvoll." Gnadenlos wischt sie hier mal eben alles vom Tisch, was die Fotografie über ein Jahrhundert lang antrieb und fortentwickelte. Kurze Zeit später reduziert sie Henri Cartier-Bressons "entscheidenden Moment" auf das bloße Flanieren mit der Kamera. Ganz progressiv macht sie dann den oft mitvergrößerten schwarzen Rand des Negativs (der auf dem Negativ ja unbelichtet ist) zum "Trauerrand um den entscheidenden Moment". Bestimmt wollen viele Fotografen damit zeigen, dass sie das Motiv so fotografiert wie vergrößert haben, aber ist das etwa verwerflich? Ich finde den schwarzen Rand in erster Linie ästhetisch motiviert. Den schwarzen Rahmen Richard Avedons (den sie auf Seite 27 zu Recht als "groß" bezeichnet), der sich diesen zum Markenzeichen erkor, kritisiert sie hingegen nicht. Nun stellen Sie sich mal Avedons Portraits ohne den Rahmen vor!
Frau Mettner sagt zwar, dass die dokumentarische Fotografie ihr nach wie vor am Herzen liegt, aber so recht glauben kann ich ihr das nicht. Dennoch hat sie Recht, dass die Demokratisierung der Fotografie durch digitale Techniken zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein Umdenken erfordert, damit man heute und morgen eine Chance hat, als Fotograf bestehen zu können.


Von Projekten

Ein großes Anliegen ist Frau Mettner das Fotoprojekt, allein fünf Kapitel führen das Wort "Projekt" in der Überschrift. Schon im Vorwort bezeichnet sie das freie Fotoprojekt als den Königsweg, um sich als Fotograf zu entwickeln und zu etablieren. Sie animiert den Leser die eigene Stimme zu finden und interessantere Fotos zu machen, anstatt ständig den neuesten Kameratrends hinterher zu laufen. Sie führt den Leser an die projektbezogene Arbeit heran und motiviert ihn zu eigenen Taten. Sie vermittelt, dass es "Viel wichtiger als Perfektion ist, dass Herzblut drin steckt und das Foto etwas aussagt". Und eins der letzten Kapitel beschreibt, "Wie Projekte zur Fotografie als Beruf führen können" - neben dem Vorwort eins meiner liebsten Kapitel.


Fazit

Soweit ich es verfolgt habe, ist dieses Buch bisher enthusiastisch aufgenommen worden, und Vergleichbares ist auf dem deutschen Markt schwer, wenn überhaupt, zu finden. Hier hat Frau Mettner geschickt eine leere Marktposition besetzt. Ihr Buch analysiert klug die aktuelle Position der Fotografie und gibt darauf aufbauend wertvolle Hinweise für Menschen, die ihre Fotografie, und damit auch sich selbst, weiter entwickeln wollen. Dabei bin ich nicht immer ihrer Meinung, und bestimmt die Hälfte des Buchs macht für mich persönlich nicht viel Sinn (o.g. Zielgruppenproblematik). Dennoch hat sie ein Werk mit viel Output geschaffen und zeigt, dass es darauf ankommt, Fotografieren als individuelles Abenteuer mit eigener Stimme zu betreiben, um sich durchsetzten zu können.