
Kürzlich hat mich ein redaktioneller Auftrag einen sehr großen, weltweit operierenden Konzern besuchen lassen, um das Portrait eines Managers zu fotografieren. Ich zeigte ihm, so wie es immer tue, sein Bild auf dem Kameradisplay, und er war sofort begeistert, so sei er noch nie fotografiert worden, ob er das Bild haben könne. Natürlich, gegen Honorar, er bekäme ein Angebot für die unternehmensinterne Nutzung. Prima, aber Morgen bitte! Also nach dem Termin ins Büro, es war schon dunkel, und ran an die Arbeit. Am nächsten Morgen hatte sein Mitarbeiter das Angbeot vorliegen, der Chef war in Urlaub gegangen.
Dann ein Anruf auf meiner Mailbox, der Mensch hörte sich persönlich getroffen an, mein Angebot sei doch ein Vielfaches höher als das, was sie normalerweise für Fotografie bezahlten. Beim späteren Telefongespräch dann der Knaller: lange Erklärungen, was sie sonst bezahlten, natürlich!! mit allen!! Nutzungsrechten, und mein
FOTO sei ja sowieso nur ein
ABFALLPRODUKT, da ich es ja in anderem Auftrag fotografiert hätte und deshalb bereits entlohnt wäre!
WIE BITTE???Dieser Mensch hat sich nicht wirklich Gedanken über den Wert von guter Fotografie gemacht, und er ist leider kein Einzelfall. An dieser Stelle könnte ich lange Abhandlungen darüber schreiben, dass Fotos zur Ramschware verkommen sind oder mich über die Kollegen beschweren, die mit ihren Billigpreisen den Markt kaputt machen oder dass es gut ist, dass Fotografie keinen Einheitspreis hat.
Letztlich es geht nicht darum, dass ein Foto bereits woanders genutzt wird, sondern nur darum, welchen Nutzen jemand durch dieses Foto hat - und dieser Nutzen ist zu bezahlen. Ich bin mal gespannt, ob sein Chef, wenn er aus dem Urlaub zurück ist, genauso knauserig sein wird...